Schnelle Gewinnung ätherischer Öle aus erntefrischem Pflanzenmaterial
Ein Forschungsprojekt der Technischen Hochschule Ostwestfalen Lippe, Institute for Life Science Technologies.NRW, AG Verfahrenstechnik

Ätherische Öle werden von Pflanzen als sekundäre Inhaltsstoffe gebildet und sind wertvolle Rohstoffe für zahlreiche Produkte der Verbrauchsgüterindustrie. Allein in Deutschland wurden 2011 163.909 Tonnen ätherische Öle produziert - mit einem Marktwert von 1,4 Mrd. Euro, der bis 2017 auf über 2,0 Mrd. Euro anwuchs.
Viele ätherische Öle werden in einer mehrstündigen Wasserdampfdestillation gewonnen, die energie- und damit kostenintensiv ist. In einem vorangegangenen Projekt konnte jedoch ein neuartiges Verfahren entwickelt werden, das den Prozess auf wenige Minuten verkürzt.
Im vorliegenden Projekt wurde untersucht, welchen Einfluss verschiedene Nacherntebehandlungen auf den Prozess haben und auch die direkte Verarbeitung erntefrischer Pflanzen, ohne vorherige Trocknung oder Gefrierbehandlung, wurde getestet.
Energieeffiziente Gewinnung hochwertiger Öle durch schnelle Wasserdampfdestillation
Bei Lippenblütlern (Lamiaceae) sitzen die Drüsenschuppen, in denen das Öl gespeichert ist, direkt auf der Blattoberfläche. Werden die Blätter kurzzeitig erhitzt und anschließend Vakuum ausgesetzt, platzen die Schuppen auf – vermutlich durch den erhöhten Dampfdruck des Öls – und geben das Öl frei.
In Laborversuchen gelang es, bei Oregano ähnlich viele Drüsenschuppen zu öffnen und das Öl abzutransportieren - unabhängig davon, ob die Kräuter frisch verarbeitet oder nach der Ernte getrocknet oder gefroren wurden. Diese Ergebnisse sprechen dafür, frische Kräuter zu verwenden und eine aufwändige Nacherntebehandlung zu vermeiden.
Darauf aufbauend konnte das energie- und kosteneffiziente Verfahren erfolgreich im Pilotmaßstab umgesetzt werden. Das ätherische Öle wurde mittels schneller Wasserdampfdestillation direkt aus frischem Oregano gewonnen und zeigte eine ähnliche Zusammensetzung wie klassisch gewonnenes Öl. Dabei wurden die Hauptkomponenten des Öls leicht angereichert und eine deutlich erhöhte antimikrobielle Wirkung festgestellt.
Es ist davon auszugehen, dass das Verfahren auf weitere Lippen- (Lamiaceae) und auf Korbblütler (Asteraceae) übertragbar ist. Weitere Untersuchungen zu verschiedenen Aspekten sind notwendig und angesichts der sehr guten Perspektive auch sinnvoll.
Technische Hochschule Ostwestfalen Lippe, Institute for Life Science Technologies.NRW
Projektleitung: Prof. Dr.-Ing. Ulrich Müller
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Abschlussbericht "Schnelle Gewinnung ätherischer Öle aus erntefrischem Pflanzenmaterial"